Neue Arbeit im Stresstest.

Es wird New Work genannt – Exkursionen in allgemeiner Strapazierfähigkeit eines Begriffes.

So schnell kann es dann doch gehen, das auf einmal ist alles anders ist.

Auf einmal ist alles Altbekannte futsch und die oft beschworenen, herbei geredeten Wunschrealitäten neuer 360°-Digital-Flexibilität müssen urplötzlich ihre Tragfähigkeit unter Beweis stellen. 

Die Virus-verordnete Betriebspause auf nahezu allen Ebenen des gewohnten, zivilen Lebens stellt Gesellschaften nun vor die Frage nach einer Möglichkeit, flexibel auf diese strukturelle Zwangspause zu reagieren. Die Stilllegung des Produktions- und Arbeitslebens trifft alle Volkswirtschaften, jedoch in unterschiedlichem Maße, in Abhängigkeit des Digitalisierungs- und Wissensgrades, auf dem sich ihre Volkswirtschaft aufbaut.

Arbeit ist ein grundlegendes Prinzip, ein Bestandteil allen menschlichen und gesellschaftlichen Lebens. Während lange relativ klar war, was Arbeit ist, wird heute immer öfter von „Work“ gesprochen. Was aber ist „Work“? Ist „Work“ exklusiv? Ist „Work“ etwas anderes als „Arbeit“? Und vor allem auch, was soll „New Work“ sein? 

Was relativ schnell ablesbar wird an medial geführten Diskursen und in Berichterstattungen ist, dass je produktiver der Grundcharakter der Arbeitsverrichtung ist, desto eher werden die Tätigkeiten mit dem „alten“ Begriff der „Arbeit“ deklariert. Je moderner, digitalisierter in ihren Abläufen und wissensbasierter Tätigkeiten sind, desto eher entsprechen sie dem, was Menschen sich unter „Work“ vorzustellen scheinen.

Greifen wir uns zwecks Beleuchtung einen Ausschnitt aus dem fuzzy Kosmos der modernen „New Work“ heraus – die Möglichkeit dezentral, räumlich und zum Teil auch zeitlich selbstbestimmt zu arbeiten. Leider scheint es so zu sein, dass das Attribut „new“ das Gütekriterium für eine ganz bestimmte Art von Arbeit ist, die vornehmlich bestimmten gesellschaftlichen Gruppen vorbehalten scheint. 

Umfragen zeigen, dass New Work, verstanden als Heimarbeit durch die virusverordnete Betriebspause einen enormen Schub erhalten hat. Auch wenn es hierzu unterschiedlichste Erhebungen mit variierenden Datenmaterialien gibt, so taxiert die Steigerungsrate der nun „New Workenden“ immer im Bereich von 10% + x.

In den sich überschlagenen Berichterstattungen geht es stets um „Manager und ihre Mitarbeiter“. Damit sind qualifizierte Wissensarbeiter gemeint und explizit nicht der Rest der arbeitsfähigen und arbeitenden Bevölkerungsschichten. Und der ist immer noch größer als der Anteil der Wissensarbeiter in Bezug auf die erwerbsfähige Gesamtbevölkerung.

Der „New Work“ Begriff in der modernen Bedeutung bettet sich damit ein, in nur ganz bestimmte gesellschaftliche Milieus, nämlich solche, die auf Ressourcen der Selbstoptimierung und Selbstentfaltung emanzipiert zugreifen können. Dies ist aber nicht die große Masse derjenigen, die entweder um ihren Job bangt oder an vorderster Front für die überlebensnotwendige Versorgung der Gesellschaft grade steht: Kassier*innen, Pfleger*innen usw.

Betrachten wir diese Melange aus Frithjofs Perspektive unter dem Aspekt des Verlusts von Begierde, so liegt die Einsicht nahe: Die einen können „wollen“, die anderen müssen „müssen“. Homeoffice versus Gesellschaftsarbeit und Kurzarbeit und Entlassungen. Das kann schnell sehr existentielle Folgen haben. So zeigen aktuelle. Repräsentative Erhebungen, dass die Anzahl der Covid19-Toten in Regionen, in denen viel Homeoffice praktiziert wird, gerechnet auf 100.000 Einwohner deutlich unter denen von Regionen liegt, in denen weniger Homeoffice umgesetzt wird.

Der Begriff „New Work“ und seine aktuelle Verwendung sind damit Sinnbild eines Phänomens von Eliten – und entsprechend auch nach deren Gusto inhaltlich hinterlegt. Frithjofs Sinne und Ambitionen entspricht das in dieser Exklusivität nicht. Ebenso wenig ist der Begriff in diesem Verständnis geeignet, um ein Werkzeug für gesamtgesellschaftliche Verbesserungen in denen heute, und künftig noch mehr, herausfordernden Zeiten zu sein. 

So lange Arbeit nicht ganzheitlich auf alle Sphären menschlichen Lebens (Wohnen, Arbeiten, Freizeiten) und vor allem auch nicht ganzheitlich auf alle sozialen Ebenen einer Gesellschaft angewendet wird, und entsprechend ganz bewusst Menschen einbezieht, die Überwindungsherausforderungen in Richtung neue Technologien gegenüberstehen, müssen wir nicht über eine „New Work“-Perspektive im NANK-Sinne nachdenken – neue Arbeit, neue Kultur.

Laborieren wir dran.

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